Es gibt Phasen in denen Kinder sehr (!) anhänglich sind. Da wird schon der Gang auf die Toilette zum Wellness-Erlebnis, wenn er alleine angetreten werden kann. Daran hat mich dieses Foto (©Daisy Gilardini / Barcroft Images) erinnert. Heute ist uns die eingeforderte Nähe vielleicht so manches Mal schon fast zu viel. Und schon übermorgen kommen womöglich Phasen, in denen Gleichaltrige sehr wichtig werden, in denen Abgrenzung am Programm steht und unsere Kinder am liebsten die Straßenseite wechseln würden, wenn sie Mama oder Papa begegnen.

Als mein erstes Kind noch klein war, gab es durchaus Zeiten in denen ich mich überfordert und erschöpft fühlte und mich Befürchtungen heimsuchten, dieser Zustand würde nun wohl für immer so bleiben. Meine Mutter sagte damals oft zu mir „Es ist nur eine Phase, nichts bleibt ewig“. Sie hatte recht. Wir sollten uns das Beste aus jeder Phase herausnehmen und  genießen – so gut es geht. Die unübertreffliche Nähe wenn sie noch so klein sind und wir ihren Babyduft am liebsten in Dosen abfüllen möchten, … aber auch das Stückchen mehr Freiheit, wenn sie größer werden und sich zunehmend dem Außen zuwenden.

Und egal wann – kleine Nischen für Selbstfürsorge sind immer wichtig. Weil entspannte Mamas und Papas einfach toll sind. Weil Mamas und Papas, denen es gut geht und die sich selbst nicht komplett aufopfern, einfach mehr Freude und mehr Gelassenheit zu geben haben. Weil Kinder sich lustvoller und freier entwickeln, wenn sie nicht die Bürde auf ihren Schultern tragen, Mamas/Papas alleiniger Lebensinhalt zu sein.

Nach John Bowlby, dem Begründer der Bindungstheorie ist Bindung „das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet“.

Das Band der Bindung ist in manchen Phasen enger geknüpft als in anderen. Ein Baby oder Kleinstkind, das mit seinen Bezugspersonen am liebsten Tag und Nacht verschmolzen sein möchte, ein Teenager, der dieses Band zu dehnen beginnt: Eltern sind lebenslang gefordert, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu erspüren. Dieses gefühlstragenden Band – ob eng, ob weit – zu hüten, um über Raum und Zeit verbunden zu bleiben.

Das Band der Bindung

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